Titelbild Sandbank
© Das letzte Kleinod

Theater über Verschickungskinder auf Spiekeroog

Sie bekamen regelmäßige Mahlzeiten, sollten unbeschwert spielen und sich an frischer Nordseeluft erholen. Bis Ende der 1970er Jahre wurden zahlreich Kinder- und Jugendliche in Kurheime an der Nordsee verschickt. Bei der Diagnose von Lungenleiden oder Mangelernährung wurden von den Hausärzten sechswöchige Kuren teilweise schon für Kleinkinder verordnet.
Doch die Heimaufenthalte haben nicht immer den gewünschten Effekt erreicht: Vier ehemalige Heimkinder berichteten von der strengen Behandlung, der Routine des Heimbetriebes und der mehrwöchigen Trennung vom Elternhaus. Diese Erfahrungen sollten die Kinder nicht mehr loslassen und schließlich das ganze Leben prägen.
In der Theatervorstellung »Sandbank« werden neben den Erinnerungen der Verschickungskinder auch die von Erzieherinnen, Heimleitern und Hausmeistern geschildert. Die Vorstellung zeigt, wie sehr der Umgang mit Kindern immer noch von den Erfahrungen der Elterngeneration in der Kriegszeit geprägt war.
Das Theaterstück wird in der alten Strandsporthalle in den Dünen von Spiekeroog gespielt, bevor das Gebäude im Herbst rückgebaut wird.

© Siemssen / Jelinski
Bilder der Aufführung

Mitwirkende

Ensemble: Richard Gonlag, Asja-Ve Panning, Franziska Steinhaus, Andreas Ühlein und lokale Akteur:innen

Buch und Regie: Jens-Erwin Siemssen

Musikalische Leitung: Jan-Hendrik Ehlers

Kostümbild: Sophia Lund

Produktion: Margarita Wiesner

Regieassistenz: Süster Paulsen

Premiere: Strandsporthalle Spiekeroog • 25. Mai 2022 • 19 Uhr

weitere Vorstellungen bis zum 19. August 2022 immer montags bis freitags

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Video Sandbank
Mitschnitt Strandsporthalle Spiekeroog 2022

Pressestimmen

Das Stück wird jetzt momentan jeden Tag in der Strandhalle auf Spiekeroog im Sommertheaterprogramm gegeben: hier hat der Regisseur die Erinnerungen von nur wenigen Zeitzeugen auf Spiekeroog zu einem Stück verarbeitet, SANDBANK, vom Theater »Das Letzte Kleinod«.
Die Sandbank steht in Spiekeroog für alles Verbotene, denn da darf man nicht baden, weil Lebensgefahr droht. Hier werden in einer Sporthalle, nur mit den alten Sportrequisiten, und einigen wenigen anderen, die man auf der Insel in alten Kinderheimen fand, alle Stationen einer Verschickung erzählt und nachgespielt. Auch Erzieher*innen kommen zu Wort, auch die Enttäuschung der Kinder über die sie weggebenden Eltern wird thematisiert, großartige Leistung der vier Schauspielenden, zwei Jungen und zwei Mädchen werden dargestellt, die gleichzeitig für viele stehen, super gespielt, sehr variantenreich, großer und lang anhaltender Beifall.

Anja Röhl, freie Journalistin und Autorin, in ihrem Blog am 14.06. 2022 (die ganze Rezension online)

»Das Theaterstück ist extrem gelungen.« Er habe aus dem Mund der vier Schauspieler*innen seine eigenen Sätze wiedergehört. Für ihn ein heilsamer Moment.
Pasemann fand besonders die Szene unter der Höhensonne ergreifend: »Gymnastikringe stellen im Theater die überdimensionalen Schutzbrillen dar. Mädchen und Jungen mussten barfuß nur mir Unterhose bekleidet auf kalten Fliesen stehen, damit sie einen gesunden Teint bekamen.«

Kurt-Dieter Pasemann und Peter Sprong (ehem. Verschickungskinder), Spiekerooger Inselbote vom 18.06. 2022 (online nicht verfügbar)

Auf dem Weg zur Fähre sind betont vergilbte Plakate mit Kindern zu entdecken, die übermütig gegen Brandungswellen kämpfen. Damit kündigt das Theaterprojekt „Das Letzte Kleinod“ aus dem niedersächsischen Schiffdorf seine sechste exklusiv für Spiekeroog entwickelte Produktion SANDBANK an. (…)
Eine konkrete Episode rückt Kleinod-Regisseur Jens-Erwin Siemssen mit SANDBANK in den Fokus. Nicht das kinderurlaubsfidele Image des Plakats bedient er dabei, sondern arbeitet im historischen Kleinod der Strandsporthalle die teilweise traumatisierenden Aufenthalte von Verschickungskindern auf. (…) Damit daraus kein deprimierender Theaterabend wird, agieren vier Darsteller:innen Kleinod-üblich mit Fundstücken des Spielorts. In diesem Fall Turnstunden-Utensilien. Mit Kastenelementen werden Bühnenbilder, mit Hula-Hoop-Reifen klappernde Bronchien angedeutet, auch Gefühle von Nähe und Gefangensein dargestellt. Regisseur Jens-Erwin Siemssen lässt kaum einen Satz unillustriert, wobei die Choreografie aus Körpern und Objekten einen faszinierenden Drive entwickelt.

Jens Fischer, taz am 24.06. 2022 (die ganze Rezension online)

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