
Eine dokumentarische Theatervorstellung über das Exil von Wilhelm II.
November 1918, der erste Weltkrieg geht zu Ende, Europa liegt in Schutt und Asche. Kaiser Wilhelm II. verliert die Kontrolle über die Armee und geht mit seinem Zug auf die Flucht. An einem kleinen niederländischen Grenzbahnhof wartet er auf die Gewährung von Asyl. Die niederländische Königin Wilhelmina zögert, den Deutschen Kaiser ins Land zu lassen, der von den Alliierten als Kriegsverbrecher verfolgt wird. Doch schließlich lässt sie das Signal auf freie Fahrt stellen. Eine absurde Geschichte beginnt, mehr als zwei Jahrzehnte wird der ungebetene Gast im niederländischen Exil verbringen.
Die Geschichte des abgedankten Kaisers ist der Anlass eines reisenden Europäischen Theaterprojektes, das im Sommer 2018 auf der Eisenbahn in Deutschland und in den Niederlanden auf die Schiene geht. In und auf einem Güterzug werden Objekte aus dem Privatbesitz von Wilhelm II. installiert und von Schauspieler*innen aus beiden Ländern in einer dokumentarischen Theateraufführung in Szene gesetzt. Die mobile Vorstellung macht an Bahnhöfen entlang der damaligen Fluchtroute Station.
Das Projekt WILHELM*INA entsteht in Zusammenarbeit des Theaters Das Letzte Kleinod (Deutschland) mit dem Museum Haus Doorn (Niederlande) und wird von Theatermachern und Museumskuratoren aus beiden Ländern realisiert.
© Das Letzte Kleinod
© Lorenzo Marconi WILHELM*INA on tour
Ensemble: Elli Frank, Gonny Gaakeer, Richard Gonlag, Sandra Macrander, Annika Schima
Buch und Regie: Jens-Erwin Siemssen
Produktion: Juliane Lenssen
Musikalische Leitung: Shaul Bustan
Bühnenbild: Elze van den Akker
Kostümbild: Sophia Lund
Premiere: Frankfurt/Oder • 21. Juni 2018 • 20 Uhr
- weitere Vorstellungen
- Frankfurt/Oder • 22. bis 25. Juni • 20 Uhr
- Potsdam • 27. bis 30. Juni • 18 Uhr
- Celle • 3./4. Juli • 20 Uhr
- Osnabrück • 7. bis 9. Juli • 20 Uhr
- Bad Bentheim • 12. bis 14. Juli • 20 Uhr
- Utrecht • 19. bis 22. Juli • 20 Uhr
- Worpswede • 24. bis 26. Juli • 20 Uhr
- Geestenseth • 27. bis 29. Juli • 20 Uhr
Pressestimmen
… Hauptfigur des Spiels – der Stücktitel signalisiert es – ist neben dem abgedankten Kaiser, den Richard Gonlag mit dezent gezwirbeltem Bart auf stattliche Art und mit einem ausgeprägten Gespür für Komik verkörpert, die niederländische Königin Wilhelmina, die Sandra Macrander standesgemäß behütet und behandschuht gibt … Richard Gonlag mag seine Rolle, weil sie ihm die Möglichkeit gebe, Wilhelm als das »ziemliche Großmaul« vorzuführen, das er gewesen sei. Sandra Macrander wiederum schätzt den Umstand, dass ein tragisch unterfütterter Stoff mit viel Humor behandelt werde. Vor dem Übersee-Museum gaben die beiden Akteure schon mal eine Kostprobe, als sie rhetorisch und mit einem Feuerwehrschlauch vergnüglich miteinander rangen. Zur Freude jugendlicher Zaungäste. Royalismus kann sehr amüsant sein.
Radiobeitrag • NDR Kultur • Klassisch unterwegs
… Vor dem mit kaiserlichen Wappen verzierten Zug sind hingegen plakative XXL-Cinemascope-Bilder mit wackligen musikalischen Darbietungen dem Objekttheater gewidmet. Siemssen arbeitet sehr reduziert. Sein Hauptutensil sind Metalllüftungen des Hofzuges. Mit ihnen wird Gewehrgeknatter erzeugt, auch werden sie als Gasmasken und Mikrofon genutzt. Schauspieler sinken zusammen oder posieren wehrhaft.
Damit ist der 1. Weltkrieg und der November 1918 in wenigen Minuten abgehandelt. Das Requisit aber begleitet fortan die Handlung, kommt auch als Lenkrad, Hutschachtel, Telefon, Suppenschüssel oder Reichsapfel zum Einsatz. So punktuell es immer wieder auftaucht, so erzählt Siemssen auch seine Geschichte: Das Ganze ist kein Stück – sondern ein faszinierender Schlaglichterreigen als pointilistisches Stimmungsbild.
Schon der Ansatz, in einem Zug ein Theaterstück zu spielen, in dem tatsächlich ein Reisezug eine inhaltliche Bedeutung hat und dann mit diesem Zug durch die Lande zu fahren, ist so originell, dass sie ungläubiges Staunen auslöst. Aber das Theater »Das Letzte Kleinod« praktiziert genau das sechs Wochen lang in acht Städten.
Projekte
Sandbank
Landverschickung nach Spiekeroog • Inszenierung von »Das Letzte Kleinod« 2022
Passenger Processing
der Columbusbahnhof Bremerhaven • Inszenierung von »Das Letzte Kleinod« 2021
Nr. 10
Ein Film von Alex van Warmerdam 2021
How to cry
Inszenierung von »&sistig« 2021
Heimat & Fremde
der Dichter Hermann Allmers • Inszenierung von »Das Letzte Kleinod« 2021
Häuser-Fluchten
Stationentheater der »spreeagenten« 2020
Hörstück Enthymesis
Ein Podcast nach Arno Schmidt.
Souvenir 1870
Theater im Zug • Inszenierung von »Das Letzte Kleinod« 2019
»wa/m/s-g« Version 2
Performance für zwei Schauspieler
Foto-Session III
mit Jaap de Jonge in Wünsdorf bei Zossen
WILHELM*INA
Theater im Zug • Inszenierung von »Das Letzte Kleinod« 2018
Foto-Session II
mit Jaap de Jonge in der Panzerkaserne Bernau
»wa/m/s-g«
Performance für zwei Schauspieler
Performing Arts Festival
Protokoll B • »Richtung Dschörmannie« Theaterreihe im PAF 2017
Digital Digestion
Protokoll B • Installation & Performance
Festival 48-h-Neukölln 2016
Met Film School
Meine Verbindung zur Met Film School Berlin
Foto-Session
mit Jaap de Jonge in der Neuen Hakeburg
Am Boden
Stück nach Maxim Gorki • Abschluss-Inszenierung an der Schauspielschule Die Etage
Enthymesis
Theatermonolog zum 100. Geburtstag von Arno Schmidt