Nach Dokumenten von Theodor Fontane und Zeitzeugenberichten
Herbst 1870. Während des Deutsch-Französischen Krieges reist Theodor Fontane in der Nachhut der deutschen Armeen durch Frankreich. Seinem historischen Interesse folgend, begibt sich der Schriftsteller dabei auf einen Abstecher nach Domrémy, dem Geburtsort Jeanne d'Arcs. Dort wird er allerdings unter Spionageverdacht festgenommen. Was folgt, ist eine unfreiwillige Reise, die Fontane über etliche Zwischenstationen schließlich auf die Festung der Île d'Oléron an der Atlantikküste führt.
Die Erlebnisse dieser Wochen beschrieb er später in seiner Reportage »Kriegsgefangen. Erlebtes 1870«.
Dieser Text bildete das Ausgangsmaterial des neuen Projektes von Das Letzte Kleinod. Doch wie schon Fontane, der trotz widriger Umstände unvoreingenommen von Land und Leuten berichtet, wollte Das Letzte Kleinod den Menschen vor Ort begegnen. So wurde auf der Île d'Oléron geprobt, es wurden Interviews mit ihren Bewohnern geführt. Sie erzählten vom Alltag in Salzgewinnung und Austernfischerei, aber auch von Erinnerungen an die Zeit der Besetzung im 2. Weltkrieg. All dies fand Eingang in das Theaterprojekt. Verschiedenste Objekte von der Insel – vom Austernkorb bis zum Leiterwagen – verwandeln sich im Rahmen der Inszenierung, die vor und auf einem Auto-Transportwaggon spielt und von Krieg und Frieden, von Gestern und Heute erzählt.
… Der Schauspieler Richard Gonlag gibt den Part des internierten Schriftstellers. Im schwarzem Gehrock und mit bedächtigem Gestus rezitiert er Fragmente und Kapitel aus Fontanes Aufzeichnungen, die getragen sind von tiefem Respekt für die Fairness der Franzosen – aber auch von großer Empathie mit dem Leid der Kriegsgefangenen, die weniger privilegiert waren als Fontane, der nach einer Intervention Bismarcks plötzlich freikam.