Häuser-Fluchten
© spreeagenten

Stationentheater und Interventionen an Originalschauplätzen des Lebens NS‑Verfolgter im Berliner Scheunenviertel und der Spandauer Vorstadt

In szenischen Schlaglichtern holt HÄUSER-FLUCHTEN die Lebensgeschichten NS‑Verfolgter aus der Vergangenheit in die Gegenwart des Berliner Alltags. Die Route umfasst verschiedene Spielstationen, an denen das Ensemble bestehend aus drei Schauspieler*innen und einer Musikerin die vergangene Geschichte der Gebäude und ihrer Bewohner*innen an die Oberfläche bringt. Vor Häusern, in Hauseingängen, Höfen und aus Fenstern und erklingen die Stimmen von Widerstandskämpfer*innen und politisch Verfolgten, von Menschen, die im Untergrund ihr Überleben suchten, von Unangepassten und Unerwünschten.
Das Publikum sucht dabei jede*r für sich einen Weg zu den einzelnen Stationen, an denen Geschichte performativ und musikalisch lebendig wird, teilt sich auf, findet erneut zusammen und wird begleitet von den Stimmen und Klängen einer Audiospur. Längst vergangene und vergessene Ereignisse nehmen sich unmittelbar Raum im Hier und Jetzt.

Eine Produktion der spreeagenten in Kooperation mit der Berliner Landeszentrale für Politische Bildung, der Stiftung Neue Synagoge Berlin - Centrum Judaicum, TATWERK | Performative Forschung und dem Verein zur Förderung von Kunst und Kultur am Rosa-Luxemburg-Platz e. V.
Gefördert durch den Fonds Soziokultur, die Heinz und Heide Dürr Stiftung und den Bezirkskulturfonds Mitte.

© Nihad Nino Pušija

Mitwirkende

Ensemble: Jelena Bosanac, Richard Gonlag, Željko Marović, Daniela Lunelli aka Munsha

Konzept, Regie, Text: Susanne Chrudina

Musikalische Leitung, Komposition: Daniela Lunelli aka Munsha

Ausstattung: Stefan Oppenländer

Licht, Bühne: Hendrik Haupt

Ton: Utku Tavil

Produktion, Regieassistenz: Chris Wohlrab

Premiere: 19. August 2020 • 18:30 Uhr

weitere Vorstellungen am 20. & 23. August sowie am 2., 3. & 6. September • jeweils 18:30 Uhr

Trailer »Häuser-Fluchten«
Trailer »Häuser-Fluchten«

Pressestimmen

Radiobeitrag im rbb INFOradio | Kultur

Cora Knoblauch im rbb INFOradio vom 20.08. 2020

Radiobeitrag im rbb radioeins | Der schöne Morgen

Michael Hoelzen im rbb radioeins vom 20.08. 2020

… Mit Auszügen aus ihrer Biografie beginnt »Häuser-Fluchten«, die Fassade der Volksbühne wird von der Sonne in ein warmes Licht getaucht. Mehr als drei Stunden später schließt das Theaterstück im Hinterhof der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße. Auch hier wird eine Wand angestrahlt, jetzt jedoch mit künstlichem Licht, es ist dunkel geworden. (…)
Die Berliner Theatergruppe spreeagenten machen die Erinnerungen des Auschwitz-Überlebenden schlaglichtartig erlebbar. Eindrücklich erinnert »Häuser-Fluchten« auf diese Weise an die Wichtigkeit von Zeitzeug*innenberichten und regt zum späteren Nachlesen an. (…) Durch die Unmittelbarkeit der Spielorte gibt es viele Zuhörer*innen von kleinen Teilen des Stücks und kurze interessierte Nebengespräche von Publikum und Passant*innen. Abgerundet wird diese gelungene Vermischung von Vergangenheit und Gegenwart mit ein paar wenigen Berliner-Schnauze-Beschimpfungen: Im Audio­­stream vertieft, mit den Augen Spuren von früher suchend, läuft es sich eben unaufmerksam über die Straße.

Linda Gerner in der taz vom 21.08. 2020 (die ganze Rezension online auf taz.de)

… Spannend ist der Kontrast zwischen Gehörtem und Gesehenem. Vor dem inneren Auge entwickelt sich ein Bild jüdischen Lebens im Scheunenviertel: hebräische Inschriften an den Häusern, Fleischhauer, Lagerplätze für Alteisen, Handwerksstuben und Buchläden; im Gewusel auf den unruhigen Straßen zwischen alten, verwinkelten Häusern Kaftan tragende Männer.
Die Realität sieht anders aus: eine Schlange adrett gekleideter Menschen vor einem schicken Eisladen, Wein- und Delikatessengeschäfte, Läden mit teurem Nippes, thailändische Lokale und Friseure mit minimalistischer Einrichtung. (…)
Nicht immer einfach ist das Umschalten zwischen Audio-Spur und gespielten Szenen – im tatsächlichen wie im übertragenen Sinne. Es braucht Konzentrations- und Aufnahmefähigkeit für den mehr als dreistündigen Spaziergang, in dessen Verlauf sich aus den szenischen Schlaglichtern ein kaleidoskopartiges Bild zusammensetzt. Die Materialfülle ist beeindruckend, aber auch erschlagend. Manche der porträtierten Personen erscheinen plastisch, anderes bleibt bruchstückhaft …

Radiobeitrag im Deutschlandfunk Kultur | Länderreport

Thomas Klug im dlf kultur vom 24.08. 2020

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