Wenn die Ozeandampfer festmachten, herrschte im Columbusbahnhof Hochbetrieb: Festmacher, Zollbeamte, Schiffsagenten, Köche und Taxifahrer sorgten für die reibungslose Abfertigung der Passagiere. Das Dokumentartheater macht Räumlichkeiten zugänglich, welche die Reisenden sonst nie zu Gesicht bekamen.
Mit freundlicher Unterstützung von: bremenports, Kulturstiftung des Bundes (Theater), Fonds Soziokultur (Soziokultur), Kulturamt Bremerhaven
Ensemble: Elisabeth Müller, Gonny Gaakeer, Richard Gonlag, Kai Helm, Michaela Hinnenthal, Ramona Krohn, Carolin Ott, Sven Reese, Lukas David Schmidt, Claudia Thiedmann, Birgit Wieger und lokale Akteur:innen
Musik: Beke von Ahnen, Ingolf Buck, Jens Feistle, Annette Fischer-Hachtel, Stephen Hawkridge, Jana Holze, Jutta Landwehr, Ulrich Metz, Marlow Möbes, Bernd Schmidt, Terry Joe Schmidt
Buch und Regie: Jens-Erwin Siemssen
Co-Regie: Ramona Krohn, Tess Howsan, Nina Buzalka
Musikalische Leitung: Jan-Hendrik Ehlers
Choreografie: Yvonne von den Akker, Larissa Tritten
Premiere: Columbusbahnhof Bremerhaven • 20. Oktober 2021 • 19 Uhr
weitere Vorstellungen bis zum 14. November 2021
Mitschnitt »Passenger Processing« 2021
Pressestimmen
Wieder eine Etage höher, tun sich in der Halle mit den Infoschaltern gleich mehrere Spielflächen auf. Ramona Krohn erwartet die Besucher mit einer siebenköpfigen Kapelle zum Hafenkonzert, das Essen hat leider der Shanty-Chor schon »weggeputzt«. Der Wechselschalter ist besetzt, im Zeitungs- und Souvenirkiosk breitet Michaela Hinnenthal die Andenken aus, spielt mit der Hein-Mück-Puppe, dreht die Spieluhr: »Muss i denn zum Städtele hinaus.« Nebenan im Blumenladen führt der schnieke Graubart Richard Gonlag mit Hilfe von Glühlampen und Leuchtstoffröhren vor, wie er auf den Schiffen die Gestecke dekoriert hat.
Das Ensemble, bestehend aus Schauspieler*innen und Zeitzeugen, führt an die originalen Schauplätze zurück. Die Proben begannen mit Entdeckungsreisen durch das weitläufige Gebäude: vom Heizungskeller in die Küche und von der Gepäckabfertigung in den Speisesaal und die Hafenkneipe. Auf diesen Erkundungen wurden Requisiten für die Inszenierung gesichert, alles ist echt. Die szenischen Darstellungen, zum Teil mit sensationeller Choreographie, geben an verschiedenen Stationen ein authentisches Bild.
Die Zuschauer*innen bummeln dabei durch den Arbeitertunnel in die 5000 Quadratmeter große Wartehalle, dürfen Waschkauen durchschreiten und bestaunen, was die Theatermacher*innen so alles mit den Hinterlassenschaften des Abfertigungsbusiness gebastelt haben: lustige Figurinen, Wandreliefs aus Rädern und Türgriffen, Kühlschranktürme und runde Bodenskulpturen – etwa aus Klobrillen, Seifenspendern und Spiegeln. Das wirkt mal realistisch, wenn die Kioskbesitzerin Andenken wie die Hein-Mück-Puppe und Deutschland-Wimpel präsentiert. Das ist kunstvoll, wenn der Florist mit Leuchtstoffröhren und Glühbirnen statt mit Blumen agiert.